Buback Tonträger & Konzerte — Mehr als eine Holding

Es trug sich zu an einem kalten Wintermorgen im Jahre 1987, als Ale Dumbsky und Ted Gaier, Mitglieder der Goldenen Zitronen Gruppe, beschlossen, ein Musiklabel zu gründen. Sie hatten in ihrer Haushaltskasse ein paar Mark übrig und wollten dieses Geld sinnvoll einsetzen, was lag da näher, als eine Oase und Plattform für Musik von Freunden, Freunde von Freunden und deren politischem Umfeld zu gründen?

Die Punkband Angeschissen war somit die erste Veröffentlichung, Daniel Richter malte das Cover und hätte damals bestimmt niemals gedacht, ab dem Jahre 2005 als Inhaber der GmbH zu fungieren.

Aber der Reihe nach: es folgten 1,2,3 mehr Punkveröffentlichungen bis das Label im Jahre 1990 mit der Free Jazz LP von Tisch 5 zeigte, dass es gar nicht nur Punklabel sein will. Überhaupt, Buback wollte und sollte sich nie als ein Repertoire-Label entwickeln, kein Indiefach passte richtig. Retrobands wie Les Robespierres oder Fox Force Five, Reggaeplatten von Di Iries und schließlich und wichtig natürlich ab 1993 HIPHOP. In diesem Jahr wurde der Sampler „Kill The Nation With A Groove“ veröffentlicht, auf dem das erste Mal Stücke von Cora E. und Die Absolute Beginner zu hören waren.

1996: „Flashnizm“, das Debütalbum der Absoluten Beginner erscheint und Thorsten Seif wird Buback-Booker. Zwei Jahre später dann in Kooperation mit Universal Music der Druchbruch mit „Bambule“. Im Jahr 2000 das „Flash Festival“ mit über 18.000 Menschen im Millerntorstadion und einem Lineup, das längst Kultstatus erreicht hat. Dynamite Deluxe bringen „Deluxe Soundsystem“ und im März 2001 dann das erste, hochgelobte Soloalbum von Jan Delay, „Searching for the Jan Soul Rebels“. Denyo folgt mit „Minidisco“, die Münchner Rapperin Fiva MC mit „Spiegelschrift“.

Es gibt Goldene Schallplatten, größere Büros und Angestellte. Wow. Die Hamburger HipHop Szene hat ihren Zenit erreicht und Legenden gebildet. Nach dieser sehr erfolgreichen und intensiven Zeit im HipHop schraubt sich die Erfolgskurve bei Buback naturgemäß (?) ein wenig nach unten und mit der Zeit sucht sich der Tonträgerverein dann doch eine Ecke im Repertoireschrank, die vielleicht ein wenig lapidar „anspruchsvolle, deutsche Popmusik“ heißen mag.

Von Bands wie JaKönigJa, F.S.K., Die Goldenen Zitronen, Kreisky und Kristof Schreuf werden Alben veröffentlicht, die zwar nicht mehr an frühere Labelerfolge anknüpfen können, an Relevanz aber ihresgleichen suchen. Im April 2013 erscheint das vielbeachtete und nicht unumstrittene Debütalbum des Schweizer Schnulzensängers Dagobert, im Herbst die legendäre EP von grim104, ein Vorbote des im Februar 2015 erscheinenden Zugezogen Maskulin Debütalbums „Alles Brennt“. Im gleichen Jahr ein weiteres Topsigning: Schnipo Schranke entern mit „Satt“ und ihrer Topsingle „Pisse“ den Indieolymp. Es folgt „Pop & Tod“ von Die Heiterkeit und im Jahr 2017 das Signing der Berliner Rapperin Sookee.

Das Buback Label ist wieder ganz weit vorn, so könnte man es sagen.

Doch es soll nicht verschwiegen werden, dass die ganzen schönen Inhalte und Spezialperlen der deutschsprachigen Independentmusik ohne die kleine Schwester Buback Konzerte nicht möglich wären. Die kleine Schwester, die längst mehr verdient, Preise für „Künstleragent des Jahres“ oder „Herausragende Künstlerentwicklung“ einheimst und Backstage-Pässe professionell herstellen lässt. Mit ausverkauften Hallentourneen von Jan Delay & Disko No. 1, Deichkind, Samy Deluxe, Dendemann und den Beginnern wird es groß und größer. Hinzu kommen unzählige Clubtouren von Schnipo Schranke, Zugezogen Maskulin, Jochen Distelmeyer, Chefboss, Irie Révoltés u.v.m.

Seit 2017 nun neue Räumlichkeiten mit gelbem Fußboden, eine weitere Bookerin in Berlin und Ausbau des dritten Buback Zimmers Musikmanagement, welches Künstler wie Tocotronic, Pantha du Prince, Slime oder Jochen Distelmeyer beheimatet.

Thorsten Seif und Friederike Meyer leiten seit nunmehr 12 Jahren die Geschäfte und es lässt sich mit Fug und Recht behaupten: Buback ist mehr als eine Holding.