Isolation Berlin

Anfrage Webseite Facebook Instagram Spotify

Sie nennen ihr Album „Geheimnis“ und sprechen doch über alles - vor allem über das, wovor wir uns fürchten: Liebe und Hass, Enttäuschung und Gnade, aber auch Fußball und Nina Hagen. Dennoch, wenn es eine geheimnisumwitterte Band in Deutschland gibt, dann ist es Isolation Berlin, die wie kaum eine andere Gruppe ihre Hörer:innen in ein Vexierspiel aus Rollenprosa und persönlicher Beichte bannt – erst wenn das Publikum Bühnenfigur und Privatperson nicht mehr unterscheiden kann, wird der Performer ein echter Star. Und bleibt zugleich einer von uns – seltsam, aber möglich!

Während wir seit Isolation-Berlins Debütalbum „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ (2016) immer das Gefühl hatten, Tobias Bamborschke als autobiografischem Sänger und in Berlin verlorenen Menschen zuzuhören, heißt es nun etwa in dem Stück „Private Probleme“ ganz selbstbewusst „Ich hab private Probleme, für die ich mich schäme! Und ich will nicht darüber reden!“. Eleganter kann man das Authentizitäts-Problem im Rock kaum auflösen. Nicht minder toll wie Bamborschkes Band, Max Bauer, David Specht und Simeon Cöster den Song zu einer echten Hymne zwischen Pulp und Iggy Pop und seinen Stooges angelegt haben.

Keine Frage, Tobias Bamborschke ist über die letzten Jahre zu einem großen Songwriter gereift. Und seine Band als Co-Writer, Produzenten und Instrumentalisten mit ihm. Gemeinsam haben sie für „Geheimnis“ elf neue Songs produziert und sich dazu in der Abgeschiedenheit ihres neuen, selbsteingerichteten Studios in Berlin-Buch auf ihre größte Stärke besonnen, auf ihr Songwriting und das Erzählen von Geschichten. Geschichten von Außenseiter:innen und von Abstürzen, von enttäuschter Liebe und dem ewigen Weiter, Geschichten aus dem beschädigten Leben, das uns mit jeder geschlagenen Snaredrum um die Ohren fliegt. Die Sujets sind bekannt, Isolation Berlin ganz bei sich selbst und doch klingen sie eigentümlich anders, durchdachter, wenn man so will. Weniger nach Sturm & Drang oder einer rauschhaften Momentaufnahme.

Die Musik dazu ist im Vergleich zu den Vorgängeralben wesentlich reduzierter geraten. Rockriffs sind fast vollständig verschwunden. Die Band lässt dem Textvortrag viel Luft. Und Arrangeur und Gitarrist Max Bauer hat diesmal Streicher um den Gesang herum arrangiert. Auch die Rhythmusgruppe Specht und Cöster hatte beim Einspielen offenbar eher den Trip-Hop-Sound von Portishead oder Jean-Claude Vannier im Sinn, als den ei- ner klassischen Rockband. Nichts auf „Geheimnis“ hat die Band dem Zufall überlassen. Und doch entsteht im Zusammenspiel aller Faktoren erneut ein dunkelmagisches Mo- ment, das sein Geheimnis bewahrt.